Montag, Februar 13, 2006

Das älteste fränkische Marienbild

St. Maria zu Kloster Amorbach.

Amorbach war in der Karolingerzeit die einzige fränkische Benediktiner-Abtei. Hier stand seit 714 das älteste benediktinische Gotteshaus. Es war ein marianisches Heiligtum. So erwähnt es die Urkunde Ludwig des Deutschen von 848. Danach führte St. Maria das Titelpatrozinium für die Abtei zu Amorbach. Die älteste Kapelle, die 714 hier gegründet wurde, hieß "Marienbronn". Ihre Namensänderung in "Amorsbrunn" erfuhr sie erst im 12./13. Jahrhundert. Die erste Abteikirche, die 734 erstand, hieß ebenfalls "Marienmünster im Odenwald". Im Jahre 1803 wurde die Abtei aufgelöst. Das Marienmünster kam in Besitz der Fürsten zu Leiningen. Das Fürstenhaus überließ 1805 das altehrwürdige Marienbildwerk der katholischen Stadtpfarrkirche. Hier steht seitdem die romanisch-gotische Skulptur auf dem nördlichen Nebenaltar. Sie ist das älteste Marienbild des Frankenlandes und war das ursprüngliche Wallfahrts-Gnadenbild vom "Marienmünster im Odenwald."

Ein Madonnenbild aus Holz und Leder aus dem Hochmittelalter.

Das Haupt dieser Madonna, ihre Arme und Hände, sowie die figürliche Haltung und Form des Kindes weisen in die Zeit zurück, die im Norden noch als Zeit der romanischen Dome gilt, in die Zeitspanne vor 1200. Die untere Partie der sitzenden Himmelskönigin und ihr reichlich verzierter Thron, der wie die Längsfront einer Kirche mit Spitzbogenfenstern anmutet, weist in die gotische Zeit um 1400 zurück. Das ganze Bildwerk besteht aus verschiedenem Material. Haupt und Hände der himmlischen Frau, sowie der Körper des Kindes sind aus Holz geschnitzt. Brust, Rumpf und Füße und ebenso der Thron mit den beiden kauernden Löwen sind aus Leder geformt. Dazu dient folgende Erklärung: Das Bild, nach einem alten romanischen Vorbild entstanden, ist in der gotischen Zeit neu geschaffen worden. Um 1400 hat man mit Vorliebe figürliche Bildwerke aus Leder geschnitten. Offenbar erhielt ein Künstler der Gotik vom Kloster Amorbach den Auftrag, das wahrscheinlich wurmstichig gewordene Werk zu erneuern. Der Künstler führte diesen Auftrag aus, aber in seiner Art und in gotischer Form. Er ersetzte das vom Wurm zerfressene Holz durch Leder und ließ lediglich das Haupt der Madonna und den Körper des Kindes bestehen, welch beide Partien vermutlich Kopien sind von einer noch älteren romanischen Figur. Die augenblickliche Gewandung der Skulptur, die Kronen von Mutter Gottes und Kind, sowie ihr Geschmeide und das Kristallglas sind eine Zutat des marianischen Jahres 1954.

Amorbacher Wallfahrtsgebet.

V: O Maria - Königin des Himmels - und Schutzfrau der Christen - Aus Deinem jungfräulichen Schoß - hat das ewige Wort des Vaters - das Kleid menschlicher Natur angenommen
A: In diesem Kleid ist Christus unter den Menschen auf Erden erschienen
V: Bitte für uns arme Sünder - damit wir das Kleid - unserer ersten Unschuld - durch die heiligmachende Gnade wiedererlangen - das wir durch soviele Sünden verloren haben
A: Gib, daß wir es bewahren bis zu unserem Tode!
V: Gib auch - o Mutter der Barmherzigkeit - daß wir nach diesem sterblichen Leben - mit dem Kleide der Unsterblichkeit - und der ewigen Glorie beschenkt werden - von Deinem göttlichen Sohn!
A: Durch Deinen mütterlichen Schutz - wende ab von uns - Krieg - Unruhe - und feindliche Einfälle
V: Bewahre uns vor Hungersnot und ansteckender Krankheit!
A: Beschütze uns vor allen Nachstellungen dämonischer Feinde!
V: Führe uns durch dieses Zeitliche - auf den Wegen zu den ewigen Gütern des Himmels!
A: So bitten wir Dich durch Christus - unseren Herrn - Deinen Sohn
V: Der mit dem Vater und dem heiligen Geist - als einiger Gott lebt und regiert in Ewigkeit
A: Amen!

(nach Salver's Kupferstich, Würzburg 1734)

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