Mittwoch, April 19, 2006

Der Gegeißelte Heiland auf der Wies

Votivbild um 1760 in der Pfarrkirche Rüthi SG, Schweiz

Im Jahre 1730 fertigten der Pater Magnus Straub und der Bruder Lukas Schwaiger im Prämonstratenserkloster Steingaden/Schongau, Obb. für die Karfreitagsprozession aus Teilen verschiedener Holzfiguren einen "Gegeißelten Heiland", überzogen die Gelenke mit Leinwand und bemalten sie. Die mit Blut und Wunden bedeckte Statue ließ man bald wieder beiseite. Seit 1734 stand sie vergessen auf dem Dachboden eines Wirtshauses in Steingaden. Am 4. März 1738 holte sich die Bäuerin Marie Lory das Bildnis auf ihren Hof in der Wies, der nahe bei Steingaden liegt, und verehrte es sehr hoch. Während des Abendgebetes am 14. Juni 1738 geschah das "Wunder in der Wies": man konnte im Antlitz des "Gegeißelten Herrn" Tränen feststellen. Das Tränenwunder war der Auftakt zu einer raschen und großen Wallfahrtsbewegung in die Wies, zog die Leute aus der näheren Umgebung an, bald auch aus großer Entfernung: Tirol, Schweiz, Mähren, Ungarn. Die kleine, 1740 erbaute Feldkapelle war bald zu klein, so daß der Abt von Steingaden dem Drängen des gläubigen Volkes nachgab und den Baumeister Dominikus Zimmermann von Landsberg mit dem Bau der großen Wallfahrtskirche beauftragte. Am 31.8.1749 wird der Chorraum eingeweiht und das Gnadenbild überführt. 1754 ist der Hauptraum vollendet und erstrahlt im wundersamen Glanz des Rokoko: ein würdiges Gehäuse für das bis heute so vielverehrte Gnadenbild des Geißelheilandes. Viele Pilger kamen aus allen Gegenden Europas zu diesem kostbaren Juwel. Sie nahmen nicht nur die Kunde von dem Gnadenort mit, sondern auch Andachtsbilder, Kopien des Gnadenbildes, die sie daheim zur privaten und öffentlichen Verehrung aufstellten. Ein solches Votivbild vom Heiland auf der Wies hängt in der Pfarrkirche St. Valentin, Rüthi (Rheintal), und gibt Zeugnis von dem weltweiten Vertrauen zu dem "göttlichen Wundarzt auf der Wies". Um 1760 ist es entstanden und dürfte mehr als 200 Jahre lang still geworben haben mit dem Wallfahrerlied aus Franken:
Wer auf Jesus baut, dem wird geholfen.

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